Mehrfach wurde die Klimaliste Erlangen seit Anfang März, seit der Aufstellung der ersten von vier bunt bepflanzten Klimakisten im öffentlichen Raum, aufgefordert, diese binnen Frist und unter Androhung von Ordnungsgeldern zu entfernen. Im öffentlichen Raum sei die Platzierung von Objekten nicht zulässig; zudem störe dies die dezente und zurückhaltende Gestaltung der Stadt.

Da half auch kein Schreiben mit ausführlicher Begründung und Hinweisen auf das voranschreitende Artensterben, die notwendige Entsiegelung in Zeiten immer weiter steigender Temperaturen, die Unterstützung seitens der Wissenschaft im Rahmen der Vorlesung „FAU against CO“, die Freude der Passanten – die Kisten mussten weg.

Am 29.5. lief dann die allerletzte Frist endgültig ab. Zwei Kirchengemeinden erboten sich, den Kisten eine neue Heimat zu geben und sie sogar zu gießen. Freundliche Unterstützung ermöglichte einen schnellen und problemlosen Standortwechsel.

Verblieben waren zu dem Zeitpunkt nur noch zwei Kisten: eine am Hugenottenplatz und eine am Schlossplatz. Und genau dort sollten die angekündigten Pflanzenpyramiden u. a. aufgestellt werden.

Diese wurden in den vergangenen Tagen dann auch aufgestellt: sterile Geranien-Monokulturen. 24 Stück. Im Wert von knapp 19.000 Euro. Zum Vergleich: Die Pflanzen der vier Klimakisten, die immer noch blühen, kosteten insgesamt ca. 250 Euro. Selbst die anstehende Nachpflanzung mit bienenfreundlichen Pflanzen wird kaum mehr kosten.

Über Schönheit und Stadtgestaltung lässt sich sicherlich streiten. Dass die Stadt Erlangen aber in Zeiten des massiven Insektenschwundes Geranien pflanzt, die für Bienen und andere Bestäuber völlig uninteressant sind, da sie keinerlei Nahrung bieten, entsetzt die Mitglieder der Klimaliste und sicherlich auch viele der 1,7 Millionen Menschen in Bayern, welche für das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ unterschrieben haben.

Der Platz unserer dringend zu entfernenden Klimakiste am Schlossplatz ist nun verwaist, der Platz am Hugo zwischen zwei Geranienpyramiden nach wie vor frei. Die Insekten hätten also den ganzen Sommer hindurch dort Nahrung finden können und die Menschen hätten überlegen können, was denn nun schöner aussieht oder für Mensch und Natur besser wäre.

Denn das war die Absicht hinter den Klimakisten – die Frage: Welche Stadt wollen wir? Wie können wir den drohenden Klimaveränderungen entgegenwirken? Wie dem Artensterben? Was können Städte tun? Wo haben Sie Handlungs- und Gestaltungsspielraum? Aber vielleicht ist den Gestaltern der Stadt und der Geranienpyramiden ja gar nicht klar, dass diese niemandem dienen. In ihrer Monotonie sind sie einfach nur rot oder rosa, aber dafür ziemlich wuchtig. Einen ganz besonderen Kontrast liefern sie in der Bismarckstraße: Dort steht eine dieser Pyramiden direkt neben den sommer-, hitze- und trockenheitsgeschädigten und nur spärlich ausgetriebenen Robinien und einer im Absterben begriffenen Birke. Vermutlich werden die Geranien gegossen – die Stadtbäume werden wohl wieder sich selbst und ihrem unausweichlichen Schicksal überlassen.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne per E-Mail an presse@klimaliste-erlangen.de zur Verfügung.